„Es schreibt sich“

Veröffentlicht am im Schuljahr 2014/2015

Schon als Thilo Reffert den Raum betritt, ist den Schülern der Schreib-AG klar, dass der Panketaler Autor nicht den für sie typischen Klischees eines Schriftstellers entspricht. Anstelle eines Jacketts trägt er eine Jeansjacke. Außerdem fehlen der Vollbart und die Hosenträger – er scheint Dreitagebart und einfaches T-Shirt zu bevorzugen. Sein Erscheinungsbild entsprach also dem, was man allgemein als normal und lässig bezeichnet.
Nun betritt er also den Raum der AG und anstatt sich selbst theatralisch in den Mittelpunkt zu stellen, beantwortet er lieber die unzähligen Fragen der AG-Teilnehmer.

Thilo Reffert Gymnasium Panketal
Thilo Reffert am Gymnasium Panketal

Ziel seines Besuchs am freien Gymnasium Panketal ist es, den Schülern und Schülerinnen der kreativen Schreibwerkstatt einen Einblick in das Autorendasein zu geben. Die AG-Mitglieder haben somit die einmalige Chance, einem waschechten Autor ihre Fragen zu stellen und eine sehr ausführliche Antwort zu erhalten. Thilo Reffert nimmt sich für jede einzelne Frage Zeit und gibt auch noch Informationen, die weit über die eigentlich erwartete Antwort hinausgehen. Durch seine genauen, bildlichen Erklärungen und interessanten Beispiele erhalten die Gymnasiasten einen tiefen Einblick in das echte Autorenleben.

Reffert ist Autor von mehreren Kinder- und Jugendbüchern sowie Hörspielen und Krimis für das Radio. Eines seiner bekanntesten Werke ist „Nina und Paul“, welches aus der Sicht zweier Jugendlicher geschrieben ist, wobei die Sicht auf die Geschichte mit jeder Seite zwischen Paul und Nina wechselt. Seine Karriere begann mit dem Schreiben von Theaterstücken, welches er immer noch weiterführt. Mittlerweile hat er schon einige Preise gewonnen, darunter den Kinderhörspielpreis 2012 des MDR-Rundfunkrats für „Commander Jannis“. Auch beim radio tatort der ARD mischte Thilo Reffert schon kräftig mit (Bilder von der Produktion gibt es auch.

Wie kreativ muss man sein?

Als die Frage gestellt wird, wie er denn auf die Ideen für seine Werke komme, erklärt er, es hänge von den Anforderungen ab. Er erläutert dies am Beispiel eines Stückes, welches er für lediglich zwei Darstellerinnen schreiben soll. Dadurch sind die Möglichkeiten der Rollenanzahl begrenzt. Herr Reffert fand jedoch eine Lösung: er lässt die Schauspielerinnen verschiedene Rollen spielen, welche über ihr Handy kommunizierten. Des Weiteren kommt die Frage auf, ob man als Autor nicht ein sehr einsamer Mensch sei. Er antwortet, dass manche Autoren gemeinsam in Büros arbeiten würden und somit Gesellschaft hätten. Außerdem sei es eine persönliche Entscheidung, ob man alleine oder mit anderen gemeinsam schreiben würde.

Kann man davon leben?

Und natürlich gab es auch einige von den Fragen, die Autoren wohl kaum noch hören können. Zum einen, woher die Ideen für die Texte kämen und zum anderen natürlich die Frage nach dem Geld. Ein sehr beeindruckendes Zitat von Herr Reffert lautete in diesem Zusammenhang: „Der Teich ist begrenzt.“ Damit meinte er zum einen den „Ideenteich“, es gebe eben beinahe jede Geschichte oder Handlung bereits in dem Werk eines anderen Autors. Zum anderen gebe es auch viele Autoren, sodass die Verlage nicht unbedingt auf der verzweifelten Suche nach „neuen“ Schriftstellern seien. Daher sei es schwer, ein neues (und am besten noch erfolgreiches) Buch auf den Markt zu bringen.

„Es schreibt sich“

Ja, was hat es nun mit dieser recht eigenartigen Formulierung auf sich? Nun, es ging natürlich um das eigentliche Schreiben und mögliche Ängste keine Ideen zu haben oder nicht recht voranzukommen. Unser Gast wählte diese Formulierung, um zu erklären, dass es extrem wichtig sei, vor dem eigentlichen Schreiben einen guten Plan zu haben –Plot, Figuren, potenzielle Leser wollen bedacht sein. Ja, und wenn man einen guten Schreibplan hat, dann „schreibt es sich“ eben von ganz allein.

Abschließend kann man sagen, dass Thilo Refferts Besuch im Gymnasium eine interessante Erfahrung für die Schüler war, und ihnen gezeigt hat, dass das Autorenleben nicht so leicht ist, wie gedacht.

Autoren: Jessica Uszpelkat, Charlotte Hellbach, Anne Ehlting (alle Kl. 9b) & St. Schmidt (nicht in der 9b)