Stasi-Dokumentation

„Die Geschichten haben mich sehr bewegt“ – Gymnasiasten auf den Spuren der jüngeren deutschen Geschichte

Geschichte und Geschichtsunterricht beschäftigen sich – das liegt in der Natur der Sache – mit Vergangenem und auch die großen historischen Ereignisse erscheinen manchem weit weg und ohne große Bedeutung für die Gegenwart. Dass dem zwar so nicht ist, sagt man gemeinhin. Aber gerade den Geschichtsunterricht so zu gestalten, dass historische Abläufe verständlich und interessant werden, ist doch eine gewisse Herausforderung. Glücklicherweise haben wir nicht nur Lehrer, sondern auch Schüler, die wissen, wie man dies hinbekommt.

Politische Verfolgung in der DDR am Beispiel des Stasi-Untersuchungsgefängnisses in  Hohenschönhausen
Ein Dokumentarfilm von Schülern der 12. Klasse

Der hier gezeigte Trailer einer Dokumentation von Lars Goerke und Jacob Stolz über die Staatssicherheit und politische Verfolgung in der DDR entstand im letzten Schuljahr im Rahmen eines sogenannten Alternativen Leistungsnachweises im Geschichtskurs der damaligen 11. Klasse.

Dabei führten die beiden Schüler Zeitzeugeninterviews, Drehs im ehemaligen Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen und alle Postproduktionsschritte alleine durch. Auch die Recherche und die Aufgabe der Sprecher übernahmen sie selbst. Der Trailer gibt einen ersten Eindruck – der folgende Text der beiden Schüler gibt weitere Einblicke über die Staatssicherheit in Hohenschönhausen und sei allen Interessierten nahe gelegt.

Gerade einmal 26 Jahre ist es her, dass Erich Mielke hier noch immer einsaß. Hier, im ehemaligen Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen des Ministeriums für Staatssicherheit. Die Schüler der 11. Klasse unseres Gymnasiums besuchten in der 11. Klasse genau diesen Ort. Bedrückend sei die Atmosphäre gewesen, beklemmend sagten die Teilnehmer anschließend. Aber es sei auch erstaunlich, was sich in der jüngsten Vergangenheit Deutschlands nur wenige Kilometer von den ganz gewöhnlichen Wohnhäusern, in denen auch die Schülerinnen und Schüler hätten wohnen können, ereignete.

Anlass zu dem nachmittäglichen Ausflug gaben zwei Schüler aus dem Leistungskurs Geschichte: Jacob Stolz (17) und Lars Goerke (16). Im Rahmen eines sog. Alternativen Leistungsnachweises (eine Projektarbeit, die sich mit einer zentralen Fragestellung befasst) führten die beiden viele Recherchen rund um das Thema „Politische Verfolgung in der DDR am Beispiel Hohenschönhausen“.

Interesse wecken – auch an vergangenen politischen Zeiten

Als Ergebnis der monatelangen Arbeit entstanden ein Dokumentarfilm und die o.g. geplante Exkursion. Dabei kontaktierten sie die Verwaltung der Gedenkstätte um eigenständig Dreharbeiten durchzuführen. „Der Kontakt zu Hohenschönhausen verlief problemlos“, berichten die Schüler. Lars Goerke, der bereits vorher viel Erfahrung im Filmbereich hatte, sorgte für das entsprechende Equipment und das Know-How. Im Anschluss führten die Schüler ein Interview mit dem Zeitzeugen Wolfgang Warnke, der selbst einmal vier Wochen in

Hohenschönhausen einsaß. Nach vielen Stunden des Texte-Einsprechens, der Bildmontage und der weiteren Postproduktionsschritte entstanden so 30 Minuten Dokumentarfilm. Die beiden Schüler setzten insbesondere auf eine gute Mischung aus fesselnder, spannender Atmosphäre und einem guten Maß an Information. „Das Ziel ist es, Interesse an diesem Thema zu wecken. Die meisten in unserem Alter wissen viel zu wenig über die brutalen Machenschaften der Stasi“, so die Schüler. Die Rezeption war fast ausschließlich positiv. „Ich war sehr überrascht über die Professionalität. Der Gesamteindruck von Film und Exkursion stimmte voll und ganz. Leider engagieren sich Schüler viel zu selten für ein solch praktisches Projekt“, meint der betreuende Fachlehrer Thomas Tanneberger. Bei der anschließenden Exkursion an den Ort des Geschehens führten Jacob und Lars die Klassenstufe zunächst durch die Ausstellung. Darauf folgte eine Zeitzeugenführung durch die Zellen und Gänge der Gedenkstätte. Die wenigsten Schüler hatten den historischen Ort schon vorher besucht. Insofern lohnte die Exkursion in doppelter Hinsicht. Ein Schüler schilderte seine Eindrücke folgendermaßen: „Es war ein sehr bedrückendes Gefühl durch die Gänge zu laufen, in denen noch vor 26 Jahren die Gefangenen psychisch gefoltert wurden. Die Geschichten der ehemals Inhaftierten haben mich sehr bewegt.“

Lars Goerke/Jacob Stolz; Schüler des Leistungskurses Geschichte am Gymnasium Panketal

Und wer sich zum Thema Stasi und Stasi-Untersuchungsgefängnis weiter informieren möchte, kann zum Beispiel bei Wikipedia anfangen: Stasi – Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen