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Veröffentlicht am im Schuljahr 2021/2022

NB: Der folgende Text ist Beitrag aus dem Jahr 2021. Yoga ist mittlerweile nicht mehr Bestandteil des Sportunterrichts oder des AG-Bereichs.

Yoga am Gymnaisum Panketal
Yoga am Gymnaisum Panketal

Yoghurt oder Yoga – beides scheint recht gesund zu sein. Und da Gesundheit und Gesundheitserziehung nicht unwichtig sind, gibt es neben Yoghurt (in der Mensa) nun seit Schuljahresbeginn auch Yoga (in der Sporthalle oder auch im Freien).

Nach einem ersten kurzen Beitrag zu unserem Yoga-Angebot soll es hier nun fundiertere Informationen geben. Frau Dr. Herrmann, die auch den Yoga-Unterricht durchführt, stellt im folgenden Text die Gründe für die Einführung dieses neuen Sportschwerpunkts sowie die Ziele dar. Wir wünschen eine informative Lektüre:

Yoga am Gymnasium Panketal
Yoga am Gymnasium Panketal

Yoga im Sportunterricht

(Verfasserin: Dr. Bianca Herrmann)

Die Ursprünge des Yoga liegen in Indien und werden auf etwa 1000 v. Chr. datiert. Durch historische und gesellschaftliche Einflüsse unterlag Yoga immer wieder vielfältigen Wandlungen. Das im Fach Sport unterrichtete Yoga basiert auf den Prinzipien des Hatha-Yoga und bedient sich den darin vermittelten Praktiken wie Körperübungen, Meditationen (Stille- / Konzentrationsübungen) und Atemübungen. Der Begriff „Hatha“, zusammengesetzt aus den beiden Silben „Ha“ (Sonne) und „tha“ (Mond), bedeutet grundlegend die Aufrechterhaltung der Balance zwischen Körper und Geist. Primär betont diese Variante des Yoga die körperlichen Vorgänge der muskulären Spannung sowie nervlichen Entspannung und Atemrhythmisierung.

Argumente für Yoga in der Schule

Yoga im Sportunterricht Klasse 11
Yoga im Sportunterricht Klasse 11

Nicht nur Erwachsene, auch Kinder sind in unserer heutigen Gesellschaft einer Vielzahl an Stressoren, Belastungs– und Bewältigungssituationen ausgesetzt. Sie befinden sich in einem ständig fortschreitenden körperlichen, seelischen und geistigen Entwicklungsprozess (Braun, 2007). Zunehmend zeigt sich ein deutlicher Mangel an motorischen Fähigkeiten und die Anzahl auffälliger Schüler hinsichtlich der Konzentrationsfähigkeit und des Sozialverhaltens nimmt ebenfalls zu. Ursächlich hierfür ist meist eine mangelnde Verarbeitungsmöglichkeit der einströmenden Reize in Kombination mit eingeschränkten Bewegungs- und Handlungsmöglichkeiten, so dass es zu Störungen in der Wahrnehmungsverarbeitung und somit Verhaltensauffälligkeiten kommt (Zimmer, 2004).

Geeignete Präventions- und Interventionsmaßnahmen sind ein bedeutsamer Beitrag zur Gesundheitsförderung. Hierbei geht es darum, die Bewältigungsfähigkeiten der Kinder zu verbessern, um äußere Anforderungen effizient meistern zu können und einen internen Regulationsausgleich sowie Stabilität der Persönlichkeit zu erreichen.

Anspannung
Anspannung

Yogatechniken stellen dafür eine geeignete Methode dar und ermöglichen den Schülern ihren Körper in einen Ruhezustand mit vermindertem Energieverbrauch zu versetzen. Das Zentralnervensystem wird gestärkt, so dass sich die Schüler besser entspannen und konzentrieren können. Dem „Salutogenic model“ von Antonovsky (1987) folgend wirken sich protektive Ressourcen, die Stärkung des Individuums und seiner Gesundheit positiv auf den Umgang mit Herausforderungen im Zusammenhang mit Stressreizen aus.

Entspannung
Entspannung

Zur Aufrechterhaltung der Funktion eines Organismus ist auch die Balance zwischen Anspannung und Entspannung entscheidend. Nicht nur lange Anspannungs-, auch zu lange Entspannungs- oder Passivitätsphasen sind für den Organismus schädlich. Auch hier bietet Yoga die Erfahrung und das Erlernen einer gesunden Balance beider Zustände und vermittelt Bewältigungsstrategien sowohl zur kurzfristigen Kontrolle unangenehmer Gefühle als auch zur langfristigen Anpassung an Belastungssituationen.

Yoga als Sportart

Bereits in den traditionellen Yoga-Schriften wird Hatha-Yoga als Voraussetzung für gesundes Leben dargestellt. Inzwischen wiesen mehrere Studien (z.B. Stück, 1998; Ebert, 1986; Fuchs, 1990) anhand von physiologischen Indikatoren die Wirksamkeit von Hatha-Yoga zur Entwicklung der physischen Leistungsfähigkeit und dem Wohlbefinden, sowie einen gesundheitsförderlichen, vor allem präventiv wirkenden Aspekt nach. Die Körperübungen kräftigen die gesamte Muskulatur, machen die Wirbelsäule beweglich und stark. Auf diese Weise beugt Hatha-Yoga der Entstehung von Haltungsfehlern vor. Des Weiteren verstärkt das bewusste Atmen die Zufuhr von frischem Sauerstoff in die Lungen. Dies fördert den Stoffwechselaustausch und beeinflusst das Immunsystem positiv.

Jugendliche zeigen ein alterstypisches Bewegungsbedürfnis und eine spielerische Veranlagung. Beiden Aspekten wird Yoga durch seinen anschaulichen, phantasievollen und erlebnisorientierten Charakter der Körper- und Atemübungen gerecht. Mithilfe von dynamischen Bewegungsabläufen (Yoga-Reihen), die in Kopplung mit dem Atem ausgeführt werden, entsteht eine abwechslungsreiche und dynamische Stundengestaltung. Die Leistungsbewertung erfolgt entsprechend der festgelegten Kriterien für den Fachbereich Sport.

Yoga zur Förderung des Sozialverhaltens

Yoga - geht auch gemeinsam
Yoga – geht auch gemeinsam

Soziale Kompetenzen umfassen neben dem Aufbau positiver Beziehungen zu Gleichaltrigen auch Selbstmanagementkompetenzen (Stimmungsregulation, Konfliktbewältigung), kooperative Kompetenzen (Befolgen sozialer Regeln, angemessener Umgang mit Kritik), Selbstbehauptung und Durchsetzungsfähigkeit (Caldarella & Merrell, 1997). Regelmäßiges Yogatraining führt zur Verbesserung der Aufmerksamkeit und fördert die Konzentrations- und Denkfähigkeit. Altersgerechte Atemübungen sowie Stilleübungen (Meditationen) und Fantasiereisen haben einen beruhigenden Einfluss auf den emotionalen Zustand und können helfen emotionalen Stress abzubauen und das Selbstvertrauen zu stärken. Dies sorgt dafür, dass sich die Kinder ausgeglichener und entspannter fühlen, Hyperaktivität und Impulsivität abgeschwächt werden. Folglich zeigen sich positive Auswirkungen im Sozialverhaltens. Aspekte wie Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Selbstdisziplin, Verantwortung, Zufriedenheit, Geduld und Hingabe werden in der Durchführung der einzelnen Yoga-Übungen immer wieder thematisiert und in den gemeinschaftlichen Yoga-Stunden gelebt. Die Einbindung der Schüler in Form des Vorturnens von einzelnen Übungen (asanas) oder auch später dem Gestalten ganzer Yoga-Reihen fördert zusätzlich das Verantwortungsbewusstsein.

Ablauf einer Yoga-Stunde

Jede Yoga-Stunde beginnt mit einem ruhigen Zusammenkommen auf den Matten und einer kleinen Anfangsentspannung. Hierbei werden je nach Alters- und Erfahrungsgruppe Atemwahrnehmungsübungen bis hin zu Mudra (Handgestiken) gestützte Atemübungen (pranayama) ausgeführt. In dieser Phase kommt es zu einem Absinken der Pulsfrequenz und somit zu einem Entspannungszustand. Im Anschluss werden unterschiedliche Yoga-Übungen (asana) trainiert, die zu einer Steigerung der Erregungskurve führen. Statische asana werden mit einem durchgängigem Atemfluss gehalten. Bei der dynamischen Ausführung (kriya) wird die Bewegung harmonisch mit der Ein- und Ausatmung gekoppelt, der Atem ist hierbei der Taktgeber. Abschließend erfolgt eine Konzentrationsphase mit meditativen Elementen der Imagination in Form einer Fantasiereise oder klassischen Elementen der progressiven Muskelentspannung.

Die jeweilige Übungsauswahl erfolgt sowohl altersgerecht je Klassenstufe als auch innerhalb einer Klasse in Form des Angebots unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade, um den individuellen Möglichkeiten und Potentialen gerecht zu werden. In der Klassenstufe 5 wird das Thema Tiere, in der Klassenstufe 6 das Thema Reisen aufgriffen und die Yoga-Übungen werden passend ausgewählt. Die Unterrichtsgestaltung erfolgt noch spielerisch. In den Klassenstufen 7-10 wird zunehmend auf die korrekte Haltung der Yoga-Übungen geachtet, die Komplexität nimmt zu. Der inhaltliche Schwerpunkt in der Sekundarstufe II wird auf die Gesundheitsförderung gelegt, indem Bewegungs- und Entspannungsmöglichkeiten zur Gesunderhaltung und Stressbewältigung kennengelernt, erprobt, vertieft und weiterentwickelt werden.

Im Allgemeinen werden extreme Dehnungen, Extremhaltungen und Halswirbelsäulenbelastungen (z. B. Kopfstand und vollständiger Schulterstand) vermieden, um das Verletzungsrisiko zu minimieren und die Wachstumsphase zu berücksichtigen. Auch Reinigungsübungen und Bandhas finden keine Anwendung im Yoga mit Jugendlichen. Allgemein gültige Kontraindikationen werden auch bei Jugendlichen bedacht und entsprechend bei der Anleitung bei Bedarf angesagt.

 

Insgesamt werden Übungen aus den folgenden acht asana-Gruppen im Yoga-Unterricht aufgegriffen:

  1. Entspannungshaltungen im Liegen
  2. Sitzhaltungen
  3. Umkehrhaltungen
  4. Rumpfdrehungen
  5. Rumpfbeugungen nach vorn
  6. Rumpfbeugungen nach hinten
  7. Balanceübungen
  8. Dynamische Bewegungsabläufe/Bewegungszyklen

 

Literatur

Antonovsky, A. (1987). The salutogenic perspective: Toward a new view of health and illness. Advances, 4(1), 47–55.

Braun, A. (2007). Diagnosepotenzial von Yoga im pädagogischen Kontext. Heinrich-Heine Universität Düsseldorf.

Caldarella & Merrell (1997).

Ebert, D. (1986). Physiologische Aspekte des Yoga. Leipzig: Georg Thieme Verlag

Fuchs, C. (1990). Yoga in Deutschland. Stuttgart: Kohlhammer

Stück, M. (1998). Entspannungstraining mit Yogaelementen in der Schule. Wie man Belastungen abbauen kann (Relaxation Training Witz Yoga in school). Donauwörth: Auer-Verlag

Stück, M. (2011). Wissenschaftliche Grundlagen zum Yoga mit Kindern und Jugendlichen. Neue Wege in Psychologie und Pädagogik – Band 3. Berlin, Milow, Strasburg: Schibri-Verlag

Zimmer, R. (2004). Handbuch der Bewegungserziehung. Grundlagen für Ausbildung und

Pädagogische Praxis. Freiburg: Herder Verlag.